Statements

STATEMENT 2013

Sergio Galli überrascht uns einmal mehr!

Während der Ausstellung, in der Galerie

Mit einem Schmunzeln fordert er uns auf, die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. In seinen Neusten Werken stellt der Künstler „Zerbrochene Schönheit“ in den Mittelpunkt.
Durch seine Experimentierfreudigkeit mit verschiedenen Techniken entstanden in den letzten zwei Jahren herausragende Porzellan Bilder der anderen Art. Seine Werke bestehen aus zerbrochenen Tellern, Tassen, Vasen und Geschirr welche er in Brockenhäusern findet. Diese Bruchstücke werden mit Hilfe von Strukturpaste auf einen Holzgrund geklebt. Die unebene Fläche wird zum Mal-Grund, Leinwand.

Sergio Galli schafft eine dritte Dimension.
Durch das Aufbrechen von Linien, Farben und Konturen und ihrer optischen Überlappung entsteht der Schein, dass sich das Bild je nach Betrachtung und Licht verändert – was diesen 3-D Effekt für das menschliche Auge so interessant macht und uns ansatzweise an Kubismus erinnern lässt.

FRAGMENTS:
Die heutige Extravaganz, Barocke Dekadenz, Werte-Zerfall, Melancholie, innere Verborgenheit, dem Streben nach unsterblicher Schönheit, üppige Pracht und fragile Kostbarkeit. Aus den Scherben des heutigen Zeitgeschmacks kreiert Sergio Galli eine Discokugel und wir tanzen unter ihr.

Anja Aemissegger

STATEMENT 2009

About My Work

Storefronts, anonymous motels, lunch counters, empty chairs, vacant city streets, freeways and cars. Stark emptiness and overwhelming loneliness are what dominate my canvases. We’ve all been there, or caught it by a blink of an eye driving by. . . that sense of overall familiarity depicted in one suspended moment, like a single frame in a film, captured fragments of a memory that can only by relived in our minds.

The universality of my spaces comes not only from the commonplace objects and familiar scenes I choose to depict, but by way of that certain sense of atmosphere, that sharp strand of light which illuminates stillness. Bold light and shadow, rather than slavishly-rendered details, along with bright colour and composition, create the distinctive, precise sense of place in my images.

Somebody said to me, „It’s how a European sees American culture.“ By focusing on the essential simplicity of objects and scenery, I try to capture an integral facet of American culture that has dominated me all of my life, from cartoons to Pop Art to photorealism.
Despite the use of photographs, the finish of my paintings is often quite loose and differs significantly from the smooth, virtually invisible brushwork that is characteristic of sharpfocus photorealists. In my rendering I try to distillate, reducing many details. I bring the painting to a point at which it captures the essence of particular scene.

Sergio Galli

„Two or Three Things I Know about Edward Hopper“ by Wim Wenders

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STATEMENT 2020

Wie ich zu den Kopien bzw. „Fälschungen“ kam

Eine meiner ersten Kopien entstand 1967, als ich 16 Jahre alt war. Ein Hundeportrait des Tiermalers Fritz Hug, welches ich heute noch besitze. Als Teenager zeichnete ich gerne auch Comics-Figuren und schuf verschiedene Pop Art Werke, wie z.B. übergrosse Colgate Tuben, die so gross waren, dass ich sie nicht zu Hause aufbewahren konnte.

Bereits in der Sekundarschule war es mein Traum Künstler zu werden, da mich der damalige, wenig kreative Schulbetrieb nicht sehr inspirierte. Als meine Eltern langsam verzweifelt waren in welche Richtung ich mich entwickeln sollte, schickten sie mich in die damalige „Kunst Gewerbe Schule“ um herauszufinden, wo ich am besten meine Kreativität entfalten könnte.

Nach nicht befriedigenden, abgebrochenen Lehren als Grafiker und Fotograf blieb ich in der F+F Schule – Farb und Form Klasse die damals noch in der Kunstgewerbeschule KGS integriert war. Im Jahr als ich die Prüfung bestanden habe und von zwei Lehrern ausgesucht wurde, gab es eine Revolte der F+F Lehrer Serge Stauffer und Mattmüller gegen die Direktion, die zuviel Einfluss ausüben wollte in das künstlerische Lern-Programm. Sie beschlossen von der KGS weg zu gehen und eine Eigene F+F Klasse zu gründen. 1968 war eine begeisternde und wilde Zeit, mitten in der Revolution und ich war voll dabei, mit 7 anderen Schülern in der hippen F+F Klasse.

Der Vorkurs an der KGS und die F+F Klasse waren sehr entscheidend für mich, und bestätigten mich als Künstler, es reiften in mir der Wille und das Selbstbewusstsein, was ich eigentlich machen wollte. Es folgten Jahre an der Accademia d’Arte in Florenz und in Rom wo ich viel lernte.

Ich brauchte jedoch einen Job, um Geld zu verdienen. Vom Dekorateur, über den Bühnenbildner, Kinoplakatmaler, Grafiker, Illustrator und Werbe-Designer … versuchte ich viele kreative Berufe, die mich aber nicht immer voll befriedigten. Ich profitierte jedoch von jedem Job und nahm das mit, was ich brauchen konnte.
Das Malen war mein Ding! Mit 35 Jahren verselbstständigte ich mich, es war nicht so einfach ein regelmässiges Einkommen zu verlassen.

Neben meinen Jobs hatte ich immer auch gemalt, also hatte ich unterdessen ein Lager an Bildern, darunter einige Kopien von berühmten Künstlern von Klassisch bis Pop Art. Ich hatte schon früh mit Kopien Ausstellungen gemacht. Es war spannend weil es etwas „Verbotenes“ an sich hatte, aber auch weil es als Ausdruck eines Protestes gegen das Kunst Establishment galt.
Ich denke die Kunst-Kuratorin Bice Curriger (Link zum Interview) sah das! Sie lud mich 1980 in die grosse „Saus+Braus“ Stadt-Kunst Ausstellung ein. Saus+Braus war wichtig für mich da es mich mit der Präsidialabteilung der Stadt Zürich zusammen brachte. Zu dieser Zeit interessierte mich jedoch die heisse Musikszene in Zürich fast mehr, als das malen, wo ich Geld bekam um mein erstes alternatives „Monster Konzert“ mit Zürcher Bands zu organisieren.


Mein Freund René Rüegg brachte mich mit dem Auktionator Ruedi Mangisch zusammen, der von den „Kopien“ begeistert war. Wir machten einen Katalog mit gegen 60 Kopien, es wurde ein grosser Erfolg! Zu dieser Zeit überboten sich junge Kunden, Yuppies und die ganze Goldküste kaufte ein, danach kamen viele Aufträge und reichlich Geld. Das ging knappe 6 Jahre gut, bis mich die ProLitteris, die Schweizerische Urheberrechtsgesellschaft verklagte. Obschon meine „Kopien“ durch mich signiert waren und zum Teil auch eigene Adaptationen der Originale waren, kam die Stadtpolizei, beschlagnahmte die Hälfte meiner letzten „Kopien“ Ausstellung und meine Bilder verschwanden auf mysteriöse Art in den Zürcher Büros der ProLitteris.

Der Richter bei der das Dadaistische streifenden Verhandlung vor dem Zürcher Bezirksgericht sagte: „Galli, man sieht dass Sie gut malen können, warum malen sie nicht ihre eigenen Sachen?“ Link zum Zeitungsartikel in der Neuen Zürcher Zeitung.
Nun war es Zeit für eine Änderung, und um wirklich meinen eigenen Stil zu finden.

Amerika war schon immer mein Traum, obwohl ich bereits mehrmals dort gewesen war, wollte ich da ein neues Leben aufbauen. Ich emigrierte nach San Francisco, Kalifornien, mit dem O Visum (Extraordinary Ability in Arts) kam ich später zur „Green Card“.
Die Inspiration war gut, das Licht auch, so folgten viele erfolgreiche Jahre mit meinen USA Bildern: „kind of Hopperisch“ sagten die Galleristen.

Später wurde ich aus gesundheitlichen Gründen gezwungen zurück in die Schweiz zu gehen, ich hatte und habe eine teure Herz Kondition, die ich mir mit der US Versicherung schlichtweg nicht leisten konnte. Ich dachte ich komm für ein Jahr in die Schweiz, und dann geh ich wieder zurück ins traumhafte Kalifornien, aber man gewöhnt sich schnell an die bequeme Schweiz, und es sind jetzt schon fast 15 Jahre am Zürichsee vergangen.
Um meine „Kopien“ – oder „Fälschungen“ wie sie auch genannt wurden – gab es viele Anekdoten, man könnte sicher ein spannendes Buch darüber schreiben. 

Sergio Galli, Februar 2020

STATEMENT 2006

Hoffnungslos romantisch, oder der Mut sich zu verlieren

Als Schweizer Künstler in den Kalifornien lebend eröffnet Sergio Galli 2006 in Zürich eine Ausstellung mit dem Titel „The Viewer“.

Man kennt ihn von Ölgemälden amerikanischer Stadtlandschaften, alltäglichen Objekten, Interieurs, Neonschriften, klassischen Autos, Nachtszenen von Kinos, Clubs und Tankstellen. Es sind Eindrücke, die wir beim Vorbeifahren irgendwo unbewusst eingefangen haben, lauter Momente, die in uns Erinnerungen wachrufen, als wären sie Bruchstücke eines Films.

Sein ganzes Leben war Sergio Galli fasziniert von der amerikanischen Kunst, von Edward Hopper, Marcel Duchamp, Andy Warhol, von Popart bis zum Fotorealismus. Doch er ist hauptsächlich an Licht, Farbe und Form interessiert. Nach vielen Jahren in Kalifornien hat sich seine Betrachtung – das nostalgische Cliché-Bild von Amerika – verflüchtigt und die Motive, wie schöne alte Neonschriften, sind nur noch eine Touristenattraktion. So haben sich seine Themen mehr auf alltägliche Realität, wie Landschaften, städtebauliche Objekte oder eindrückliche Naturbilder verlagert.

In den letzten zwei Jahren hat er verschiedene neue Maltechniken entwickelt, und dabei ist eine mehr verinnerlichte, sinnliche, vielleicht sogar leicht spirituelle – aus der Erinnerung heraus schöpfende – Darstellung entstanden. Statt dem akribischen Detailarbeiten an einer fotorealistisch modellierten Szene, ist in seinen neuesten Werken mehr Spontaneität, Frische und „es-einfach-geschehen-lassen“ enthalten.

Sein heutiges Werk hat mehr mit der Handlung und Kreation zu tun, als mit dem Resultat. Es ist definitiv mehr Risiko, Mut und Intuition im Spiel, aber immer noch mit der gleichen, reifen Qualität die sich in sicheren Pinselstrichen ausdrückt. Dabei entstehen wunderschöne grossformatige Ölbilder, die den Betrachter nicht nur visuell sondern vor allem emotional berühren.